Deckungsbeitrag: Definition, Berechnung und Beispiele - Freelancer Blog

Deckungsbeitrag: Definition, Berechnung und Beispiele

29. August 2024 / 9 Min /

Wie viele Projekte muss man eigentlich abschließen, bevor man Gewinn erzielt? Genau diese Frage beantwortet der Deckungsbeitrag bzw. die Deckungsbeitragsrechnung. In diesem Artikel sehen wir uns genau an, was der Deckungsbeitrag ist und wie man ihn berechnet. Außerdem verraten wir, wie Freelancer mit dem Deckungsbeitrag ihre Gewinnmarge optimieren können.

Was ist der Deckungsbeitrag?

Der Deckungsbeitrag (DB) ist ein zentrales Konzept in der Kosten- und Leistungsrechnung, das Unternehmer dabei unterstützt, wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Er bezeichnet den Betrag, der zur Deckung der fixen Kosten und zur Erzielung von Gewinnen beiträgt, nachdem die variablen Kosten eines Produktes oder einer Dienstleistung abgezogen wurden.

In einfachen Worten ist der Deckungsbeitrag der Teil des Umsatzes, der nach der Abdeckung der direkten Kosten bleibt und zur Finanzierung der Unternehmensfixkosten und des Gewinns verwendet werden kann.

Formel Gesamt-Deckungsbeitrag (DB): DB = Nettoumsatz – variable Kosten

Formel Stück-Deckungsbeitrag (db): db = Nettoerlös je Projekt – variable Projektkosten

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Der Deckungsbeitrag setzt sich also aus Gewinn und den Fixkosten zusammen. Weiter unten im Beitrag gehen wir genau darauf ein, wie man den Deckungsbeitrag berechnen kann. Kleiner Spoiler am Rande: Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.

Fixkosten vs. variable Kosten

Um den Deckungsbeitrag zu verstehen, ist es zunächst wichtig, die Begriffe „Fixkosten“ und „variable Kosten“ zu unterscheiden:

Fixkosten

Diese Kosten bleiben unabhängig vom Projektaufkommen konstant, wie die Kosten für Coworking-Spaces, Versicherungen oder Software-Lizenzen, die jeden Monat gleichermaßen anfallen – ganz egal, wie viele Projekte man umsetzt.

Variable Kosten

Die variablen Kosten variieren mit dem Projektaufkommen, z. B. Reisekosten oder Weiterbildungskosten, wenn frische Skills für ein anspruchsvolles Projekt benötigt werden. Sie steigen mit der Zahl der Projekte. Muss ein Freelancer zum Beispiel häufiger reisen, entstehen höhere Reisekosten.

Addiert man die fixen und variablen Kosten, erhält man seine Gesamtkosten. Erst wenn beide gedeckt sind, kann ein Freelancer oder ein anderes Unternehmen Gewinn erzielen. Das wird auch als „positiver Deckungsbeitrag“ bezeichnet. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer es schafft, seine Ausgaben zu reduzieren, kann seinen Profit erhöhen.

tipp

Der Zeitpunkt, an dem der Umsatzerlös die variablen und fixen Kosten übersteigt, wird als „Break-Even-Point“ oder kurz „BEP“ bezeichnet.

Wie hängt der Deckungsbeitrag mit den Fixkosten zusammen?

In der betriebswirtschaftlichen Theorie wird davon ausgegangen, dass der Deckungsbeitrag direkt mit den Fixkosten eines Unternehmens korreliert. Das bedeutet: Erst wenn der Deckungsbeitrag die Fixkosten übersteigt, wird ein Gewinn erzielt. Solange der Deckungsbeitrag die Fixkosten nicht deckt, arbeitet ein Unternehmen mit Verlust.

Deckungsbeitragsarten

Es gibt verschiedene Ansätze zur Betrachtung und Interpretation des Deckungsbeitrags, die je nach betriebswirtschaftlicher Fragestellung angewendet werden: den absoluten und den relativen Deckungsbeitrag.

Was ist der absolute Deckungsbeitrag?

Der absolute Deckungsbeitrag ist der einfache Unterschied zwischen dem Netto-Verkaufserlös bzw. Nettoumsatz und den variablen Kosten eines Produkts oder einer Dienstleistung. Er gibt an, wie viel zur Deckung der Fixkosten und zur Erzielung eines Gewinns übrig bleibt.

Beispiel: Ein Freelancer hat diesen Monat 8.900 Euro exklusive Umsatzsteuer durch seine Projektarbeit eingenommen. Um ein Projekt umzusetzen, besuchte er im selben Monat eine Weiterbildung für 1.000 Euro. Außerdem entstanden ihm Reisekosten für drei Projekte für insgesamt 1.500 Euro. Für die Berechnung des absoluten Deckungsbeitrags muss er nun vom Nettoumsatz die variablen Kosten abziehen:

Absoluter Deckungsbeitrag = 8.900 Euro – 2.500 Euro variable Kosten

Unserem Beispiel-Freelancer bleiben also 6.400 Euro, um seine fixen Kosten zu decken und noch Gewinn zu erzielen.

Was ist der relative Deckungsbeitrag?

Im Gegensatz zum absoluten Deckungsbeitrag berücksichtigt der relative Deckungsbeitrag eine zusätzliche Dimension: die begrenzte Ressource, die für die Produktion oder den Vertrieb eines Produkts oder einer Dienstleistung notwendig ist. Häufig ist diese Ressource Zeit, Fläche, (Maschinen-)Kapazität oder Arbeitskraft.

Der relative DB gibt an, wie viel Deckungsbeitrag pro Einheit der knappen Ressource erzielt wird. Im Fall von Freelancern zeigt der relative DB beispielsweise an, mit welchem Stundensatz bei wie viel Zeitaufwand pro Projekt effizienter gewirtschaftet wird.

Beispiel: Ein Freelancer bietet zwei verschiedene Dienstleistungen an; Webdesign und Content-Erstellung. Der Freelancer erhält für beide Dienstleistungen 50 Euro pro Stunde. Die variablen Kosten für seine Webdesign-Leistungen betragen 10 Euro (z. B. für kostenpflichtige Icons und Vektorgrafiken), die für die Content-Erstellung betragen 5 Euro (z. B. für Stockfotos). Für das Webdesign-Projekt wendet er in einem Monat 20 Stunden auf, für die Content-Erstellung 10 Stunden.

1. Schritt: Berechnung des absoluten Deckungsbeitrags je Projekt

AngabenWebdesignContent-Erstellung
Umsatz1.000 € (50 € x 20 Stunden)500 € (50 € x 10 Stunden)
Variable Kosten200 € (10 € x 20 Stunden)50 € (5 € x 10 Stunden)
Absoluter DB800 € (1.000 € – 200 €)450 € (500 € – 50 €)

2. Schritt: Berechnung des relativen Deckungsbeitrags je Projekt

Nun wird der relative Deckungsbeitrag berechnet, indem der absolute Deckungsbeitrag durch die dafür aufgewendete Zeit geteilt wird:

Webdesign

800 € : 20 Stunden = 40 €/Stunde (relativer DB)

Content-Erstellung

450 € : 10 Stunden = 45 €/Stunde (relativer DB)

Obwohl das Webdesign insgesamt einen höheren absoluten Deckungsbeitrag von 800 EUR generiert, ist der relative Deckungsbeitrag bei der Content-Erstellung höher (45 EUR pro Stunde im Vergleich zu 40 EUR pro Stunde bei Webdesign). Das bedeutet, dass der Freelancer mit der Content-Erstellung effizienter arbeitet, da er pro Stunde mehr Deckungsbeitrag erzielt.

Wenn der Freelancer also nur eine begrenzte Anzahl an Stunden zur Verfügung hat, sollte er bevorzugt Projekte annehmen, die den höchsten relativen Deckungsbeitrag bieten, um seine Zeit am profitabelsten zu nutzen. In diesem Beispiel wäre es vorteilhafter, mehr Zeit in die Content-Erstellung zu investieren, da hier pro Stunde mehr Gewinn erzielt wird. Alternativ könnte er seinen Stundensatz auch nach obenhin anpassen, um seine Gewinne zu maximieren.

Deckungsbeitragsrechnung

Die Deckungsbeitragsrechnung ist eine allgemeine Methode, die verwendet wird, um den Deckungsbeitrag zu berechnen, der zur Deckung der Fixkosten und zur Erzielung eines Gewinns beiträgt. Sie umfasst sowohl die Berechnung des absoluten als auch des relativen Deckungsbeitrags, je nachdem, was für die Entscheidungsfindung benötigt wird.

Als Ergänzung werden vom berechneten Ergebnis allerdings noch die Fixkosten abgezogen. Auf diese Weise wird der sogenannte „operative Gewinn“ oder – bei einem negativen Ergebnis – der „operative Verlust“ ermittelt.

Auch hier werden wieder zwei unterschiedliche Herangehensweisen betrachtet: die einstufige und die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung.

Einstufige Deckungsbeitragsrechnung

Die einstufige Deckungsbeitragsrechnung ist ein sehr einfaches und übersichtliches Verfahren. Es funktioniert genau so, wie wir es bereits beim absoluten Deckungsbeitrag gezeigt haben. Zusätzlich werden noch die Fixkosten betrachtet.

Beispiel: Nehmen wir zur Veranschaulichung unser Beispiel von oben. Der absolute DB ergab bei unserem Freelancer 6.400 Euro. Angenommen, seine monatlichen Fixkosten – oder fixen Betriebsausgaben – betragen 2.000 Euro (Miete für den Coworking-Space, Kranken- und Pflegeversicherung sowie Rentenversicherung und andere Absicherungen). Zieht man nun die Fixkosten vom ermittelten Deckungsbeitrag ab, bleiben dem Freelancer 4.400 Euro Gewinn bzw. zu versteuerndes Einkommen.

Davon muss der Freelancer noch seine Einkommensteuer abziehen, sowie seine privaten Ausgaben wie die Miete, Lebensmitteleinkäufe und Ersparnisse.

Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung

Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung wird verwendet, wenn die Fixkosten einzelnen Produkten oder Dienstleistungen zugeordnet werden können und sollen. Häufig wird diese Berechnung in großen Unternehmen angewendet, wo unterschiedliche Produkte gefertigt werden und verschiedene Abteilungen Fixkosten verursachen.

Da es bei Freiberuflern eher unüblich ist, dass es mehrere Abteilungen gibt, die Fixkosten aufgrund von Projekten verursachen, ist die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung für Freelancer weniger relevant. Trotzdem haben wir uns ein passendes Beispiel ausgedacht, um die Vorgehensweise der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung zu verdeutlichen. Kommen wir aber zunächst zur Theorie dahinter:

Wie funktioniert die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung?

Bei der Berechnung des mehrstufigen Deckungsbeitrags werden die Fixkosten aufgeteilt in:

  • Produktfixkosten, die einzelnen Produkten oder Dienstleistungen zugeordnet werden können
  • Produktgruppenfixkosten, die einer ganzen Produktgruppe zugeordnet werden können (z. B. Marketingkampagne für eine neue Produktlinie)
  • Bereichsbezogene Fixkosten, die einen ganzen Geschäftsbereich betreffen (z. B. Vertrieb oder Marketing)
  • Unternehmensbezogene Fixkosten, die für die gesamte Unternehmung anfallen

Durch diese Vorgehensweise werden mehrere Deckungsbeiträge berechnet, wodurch sich mehrere Stufen ergeben. Je nach Unternehmensart und -größe sowie Fragestellung können hier bis zu vier oder fünf Stufen bzw. Deckungsbeiträge berechnet werden.

StufeBeschreibungBerechnung
DB 1*Allgemeinen Deckungsbeitrag ermittelnNetto-Umsatz – variable Kosten
DB 2Abzug der produktbezogenen Fixkosten, z. B. MaschinenkostenAllgemeiner DB – Produktfixkosten
DB 3Abzug der bereichsbezogenen Fixkosten, z. B. Gehälter im VertriebDB 2 – Bereichsfixkosten
DB 4Abzug der Unternehmensfixkosten, z. B. unternehmensweite UnfallversicherungDB 3 – Unternehmensfixkosten
DB 5Unternehmensergebnis ermittelnpositiv = Gewinn; negativ = Verlust
DB steht für Deckungsbeitrag

Berechnungsbeispiel

Angenommen, ein Freelancer bietet Webdesign (5.000 Euro), Content-Erstellung (3.000 Euro) und SEO-Beratung (2.000 Euro) an. Er könnte seine Fixkosten in Softwarelizenzen (produktfix), Reisekosten für alle Dienstleistungen (produktgruppenfix), Kosten für das Selbstmarketing (bereichsfix) und allgemeine Verwaltungskosten, etwa für den Steuerberater, (unternehmensfix) unterteilen.

Seine mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung könnte zum Beispiel so aussehen:

  • Netto-Umsatz: 10.000 €
  • Variable Kosten gesamt: 2.800 €
  • Produktfixe Kosten gesamt: 1.000 € (Softwarelizenzen)
  • Produktgruppenfixe Kosten gesamt: 800 € (Reisekosten)
  • Bereichsfixe Kosten gesamt: 1.000 € (Selbstmarketing)
  • Unternehmensfixe Kosten gesamt: 1.500 € (Buchhaltung und Steuern)
StufeBeschreibung (Formeln)Berechnung
DB 1Umsatz – variable Kosten10.000 € – 2.800 € = 7.200 €
DB 2DB 1 – produktfixe Kosten7.200 € – 1.000 € = 6.200 €
DB 3DB 2 – produktgruppenfixe Kosten6.200 € – 800 € = 5.400 €
DB 4DB 3 – bereichsfixe Kosten5.400 € – 1.000 € = 4.400 €
DB 5DB 4 – unternehmensfixe Kosten4.400 € – 1.500 € = 2.900 €

Mit 2.900 Euro im Plus erzielt der Freelancer zwar ein positives Betriebsergebnis. Da er von diesem Geld aber noch Steuern sowie private Ausgaben abziehen muss, sollte er sein Einkommen optimieren. Das klappt etwa durch das Anheben des Stundensatzes oder indem er Kosten reduziert.

So lassen sich zum Beispiel die Kosten für die Büromiete durch einen Coworking-Space sparen, das Honorar für den Steuerberater durch die Buchhaltung in Eigenleistung, Reisekosten kann man durch Remote-Work deutlich reduzieren und auch das Selbstmarketing kann man zwischenzeitlich aussetzen. Gerade Letzteres würden wir aber nur bedingt empfehlen, da man nur mit einem smarten Selbstmarketing Projektflauten vorbeugen kann.

FAQ

Was ist der Deckungsbeitrag einfach erklärt?

Der Deckungsbeitrag ist der Betrag, der übrig bleibt, wenn vom Netto-Verkaufserlös die variablen Kosten abgezogen werden. Er zeigt, wie viel zur Deckung der Fixkosten und zur Erzielung eines Gewinns beiträgt. Einfach gesagt, ist es das, was nach den direkten Kosten eines Produkts oder einer Dienstleistung übrig bleibt.

Ist der Deckungsbeitrag gleich Gewinn?

Der Deckungsbeitrag ist nicht gleich Gewinn. Während der Deckungsbeitrag die Differenz zwischen den Einnahmen und den variablen Kosten darstellt, berücksichtigt der Gewinn zusätzlich die Fixkosten. Erst wenn der Deckungsbeitrag alle Fixkosten übersteigt, entsteht ein Gewinn.

Wie berechnet man den Deckungsbeitrag?

Der Deckungsbeitrag wird berechnet, indem die variablen Kosten von den Umsatzerlösen abgezogen werden. Die Formel lautet: Deckungsbeitrag = Umsatzerlöse – variable Kosten. Dieser Wert zeigt, wie viel zur Deckung der Fixkosten und zur Erzielung eines Gewinns übrig bleibt.

Was genau ist der Break-Even-Point?

Der Break-Even-Point ist der Punkt, an dem ein Unternehmen weder Gewinn noch Verlust macht. Er wird erreicht, wenn der gesamte Deckungsbeitrag genau die Gesamtkosten (Fixkosten + variable Kosten) deckt. Ab diesem Punkt beginnt das Unternehmen, Gewinne zu erwirtschaften.

Wie kann man den Deckungsbeitrag erhöhen?

Der Deckungsbeitrag kann erhöht werden, indem entweder die Umsatzerlöse gesteigert oder die variablen Kosten gesenkt werden. Dass kann durch Preiserhöhungen, effizientere Produktion oder den Einsatz kostengünstigerer Materialien erreicht werden. Auch die Reduzierung nicht notwendiger Ausgaben trägt dazu bei.

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