Der zehnte Freelancer-Kompass

Freelancer-Kompass im Vergleich – was hat sich in 10 Jahren getan?

24. März 2025 / 7 Min /
10 Jahre Freelancer-Kompass

Als wichtigste deutschsprachige Umfrage dieser Art liefert der Freelancer-Kompass wertvolle Erkenntnisse zur aktuellen Lage der Freelancer im deutschsprachigen Raum – politisch, gesellschaftlich und im Business-Kontext. Und das schon zum zehnten Mal in Folge. Wir schauen uns an, was sich zwischen den Jahren 2016 und 2025 in der Welt des Freelancings verändert hat.

Vom kleinen Fragebogen zur größten Freelancer-Umfrage im DACH-Raum

Seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 2016 hat sich die Umfrage kontinuierlich weiterentwickelt und ist mittlerweile die größte für Selbstständige im DACH-Raum. Was mit 711 teilnehmenden Freelancern begann, umfasst heute über 3.000 Teilnehmer, die aktiv die Zukunft der Arbeit mitgestalten. Denn nur wer die Bedürfnisse und Herausforderungen einer Gruppe wirklich versteht, kann mit und über sie reden.

Freelancer-Kompass 2025

Deutschlands größte Marktstudie für Freelancer, Freiberufler und Selbstständige

Im Laufe der zehn Ausgaben hat sich nicht nur das Design des Freelancer-Kompass verändert, sondern auch die Themen, die die Arbeitswelt der Freelancer prägen. Neben den wiederkehrenden Finanzfragen wurden neue, zukunftsorientierte Bereiche eingeführt – von Unternehmen-Insights über das Politikbarometer bis hin zu Ausblicken auf die Zukunft des Freelancings. In diesem Jahr wurden erstmals auch Unternehmen zu ihren Erfahrungen zu der Arbeit mit Freelancern befragt.

Entwicklungen und Trends im Vergleich

Ein Rückblick auf die letzten zehn Jahre enthüllt sowohl erwartbare Entwicklungen als auch überraschende neue Erkenntnisse über die Arbeitsrealität der Freelancer. Die wichtigsten Trends werden im Folgenden zusammengefasst.

Einkommenszufriedenheit seit 2016

Betrachtet man die Zufriedenheit der Freelancer mit ihrem Einkommen von 2016 bis 2025, zeigt sich ein interessanter Trend. Während der Anteil der zufriedenen Befragten in den ersten Jahren zwischen 71 % und 74 % schwankte, ist er seit 2023 unter die 70 %-Marke gefallen.

Im Jahr 2025 liegt die durchschnittliche Einkommenszufriedenheit bei 66 %. Bei einem genaueren Blick auf die Zahlen erscheinen teils große Unterschiede. In den Bereichen Marketing & Kommunikation und Grafik, Content & Medien liegt die Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen bei unter 50 %. Freelancer, die sich in der IT-Branche spezialisiert haben, sind mit ihren Einkünften aus der Projektarbeit am zufriedensten – die Spitze liegt bei 85 %.

Stundensatz im Wandel: Wie sich die Vergütung der Freelancer seit 2016 verändert hat

Der durchschnittliche Stundensatz hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. 2016 lag er bei 82 Euro und stieg bis 2025 auf 104 Euro.

Die Stundensatzentwicklung der Freelancer

Ein näherer Blick lässt erkennen, dass in den Jahren 2020 und 2021, während der Pandemie, das Wachstum der Stundensätze in allen Bereichen langsamer verlief. Die Entwicklung über die letzten Jahre zeigt jedoch einen durchschnittlichen Anstieg um 21 % über alle Branchen.

Die Branche Grafik, Content und Medien gehört zu einem der Fachbereiche mit dem größten Wachstum der letzten zehn Jahre. In diesem Arbeitsbereich wurden seit Beginn der Befragung immer die geringsten Stundensätze erhoben, dennoch ist hier ein Wachstum von 41 % zwischen 2016 und 2025 zu verzeichnen. Die Branche Entwicklung/Tech & Data erreichte die zweitgrößte Steigerung im oben genannten Zeitraum. Von ursprünglich 74 Euro (2016) stieg er um gut ein Viertel auf 94 Euro im Jahr 2025. Das Fachgebiet Beratung und Management kann bereits seit der ersten Freelancer-Kompass-Umfrage mit dem höchsten Stundensatz glänzen. Bei der Befragung 2025 stellte sich heraus, dass die Vergütung um 23 % auf jetzt im Durchschnitt 120 Euro pro Stunde stieg.

Die Stundensatzentwicklung in den Branchen

Arbeitsorte der Freelancer: Veränderungen und Trends seit 2016

Eine deutliche Veränderung in den letzten Jahren hat sich beim Arbeitsort der Freelancer verzeichnet. Die voranschreitende technische Weiterentwicklung und nicht zuletzt die Covid Pandemie haben Remote als Teil der New Work-Bewegung als Standard der freien Experten etabliert. 2015 arbeiteten noch 66 % der Freelancer direkt vor Ort bei den Unternehmen, während die Umfrageergebnisse aus 2025 ein völlig anderes Bild zeigen: 60 % arbeiten inzwischen aus dem Home-Office, und knapp die Hälfte der Befragten nennt das ortsunabhängige Arbeiten als einen der Hauptgründe für ihre Selbstständigkeit. Ausschließlich vor Ort arbeiten heute nur noch fünf Prozent.

Arbeitsort der Freelancer im Vergleich

Die Wochenarbeitszeit der Freelancer – die Entwicklung seit 2016

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Freelancer ist von 2016 bis 2025 kontinuierlich gesunken – von 48 Stunden auf 40 Wochenstunden. 2021 stieg die Arbeitszeit kurzfristig um zwei Stunden. Der Umzug ins Home-Office durch den Lockdown und die Nachfrage nach flexiblen Freelancern könnten zwei Anlässe dafür sein. Seitdem hat sich die Arbeitszeit jedoch wieder auf 40 Stunden pro Woche eingependelt. Ein möglicher Grund für diesen Rückgang könnte die Anpassung der Arbeitsgewohnheiten sein – etwa eine effizientere Organisation der Arbeitsabläufe im Home-Office oder die Nutzung von KI im Arbeitsalltag. 69 % der 2025 befragten Freelancer gab an, sie hätten eine (sehr) gute Work-Life-Balance, was für eine bewusste Trennung von Arbeits- und Privatleben spricht.

Die Entwicklung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit

Die Auftragslage in der Zukunft

Die Einschätzung der Freelancer zur zukünftigen Auftragslage zeigt zwischen 2016 und 2025 ein unbeständiges Bild. Während in den Jahren 2016-2019 ein recht stabiler Anteil von etwa 50 % der befragten Freelancer die Lage als gleichbleibend einschätzte, schwankten die optimistischen und pessimistischen Prognosen zwischen 20 % und 40 %.

Im Jahr 2020 änderte sich die Situation: Die Einschätzung einer besseren Auftragslage stieg sprunghaft auf 52 % im Jahr 2021, während nur noch 6 % eine schlechtere Lage erwarteten. Dieser positive Trend war jedoch nur temporär und kehrte sich in den Folgejahren wieder um. 2025 schätzten knapp ein Drittel der Befragten die zukünftige Auftragslage als schlechter ein – ein Wert, der fast wieder an das Niveau von 2019 heranreicht und deutlich über dem Durchschnitt der Jahre vor der Pandemie liegt.

Die anfängliche positive Entwicklung im Jahr 2021 könnte auf die veränderten Arbeitsbedingungen und die verstärkte Digitalisierung während der Pandemie zurückzuführen sein. Der spätere Rückgang deutet jedoch auf eine Normalisierung oder neue Herausforderungen für die Freelancer-Branche hin.

Die Freelancer-Realität: Vorteile der Selbstständigkeit

Die Umfrageergebnisse des Freelancer-Kompass der letzten zehn Ausgaben zeigen eine bemerkenswerte Konstanz bei der Bewertung der wichtigsten Vorteile der Selbstständigkeit, gleichzeitig aber auch einige Veränderungen im Zeitverlauf. Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit rangieren konstant an der Spitze der genannten Vorteile und erreichen in den letzten Jahren Werte von über 70 %. Die freie Zeiteinteilung belegt ebenfalls regelmäßig einen Spitzenplatz und erreicht hohe Umfragewerte.

Ein signifikanter Wandel ist jedoch ab 2020 erkennbar: Die Werte für die drei Top-Vorteile (Unabhängigkeit, Entscheidungsfreiheit, freie Zeiteinteilung) steigen deutlich an und stabilisieren sich auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2024 erscheint erstmals das höhere Einkommen unter den Top 5 Vorteilen der Selbstständigkeit. Dies deutet darauf hin, dass finanzielle Aspekte zunehmend an Bedeutung gewinnen. Nicht zuletzt als Folge der hohen Inflation in den Jahren 2022 und 2023, durch die Freelancer sich ihrer Einkommensvorteile gegenüber festangestellten Kollegen stärker bewusst werden.

Die Herausforderungen der Freelancer im Wandel

Die Herausforderungen für Freelancer blieben über die Jahre hinweg gleich, doch die Gewichtung der Probleme hat sich verändert. Ein schwankendes Einkommen und die Akquise neuer Aufträge belegen seit 2016 durchgehend die ersten beiden Plätze und werden von den meisten Freelancern als besonders unangenehm empfunden. Auch der Zahlungsverzug von Auftraggebern ist ein anhaltendes Problem. Während „unbezahlter Urlaub“ und die „Buchhaltung“ in den ersten Jahren ebenfalls als Herausforderung genannt wurden, rücken im Laufe der Jahre andere Aspekte in den Vordergrund.

Neue Faktoren wie das Zeitmanagement, Scheinselbstständigkeit und die fehlende Planungssicherheit mit der damit verbundenen Notwendigkeit für ein stärkeres Selbstmarketing treten seit den letzten drei Jahren stärker in den Fokus. Die gefühlt zunehmende Isolation unterstreicht die Bedeutung von Networking und den Aufbau von stabilen Kundenbeziehungen.

Der Freelancer-Kompass 2025

Der Freelancer-Kompass 2025 ist mehr als eine Momentaufnahme – er ist ein Spiegel der Entwicklung einer ganzen Arbeitswelt. In den letzten zehn Jahren hat sich die Umfrage zu einer zentralen Informationsquelle für die Freelancer-Community und darüber hinaus entwickelt. Die Ergebnisse des Freelancer-Kompass zeigen deutlich: Selbstständigkeit ist längst keine Nische mehr, sondern ein essenzieller Bestandteil der modernen Arbeitswelt.

Mit der steigenden Sichtbarkeit geht auch Verantwortung einher – für Freelancer selbst, aber auch für Unternehmen und die Politik. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um faire Bedingungen zu schaffen, bürokratische Hürden abzubauen und die Selbstständigkeit als zukunftsfähiges Modell weiter zu stärken. Der Freelancer-Kompass bleibt dabei ein wichtiger Impulsgeber für diesen Wandel – und wird auch in Zukunft die Stimmen der Freelancer hörbar machen.

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